ArtJunk
No. 30—2024

KunstBewusst: Schrift und Bild in der jüdischen Moderne

Museum Ludwig

Prof. Dr. Andreas Kilcher (Literatur- und Kulturwissenschaft, ETH Zürich)

Info: Üblicherweise wird das Judentum als buchzentriert und bilderkritisch verstanden. Doch ist diese Gegenüberstellung verkürzt und problematisch. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich nicht nur, dass Bilder im Judentum sehr wohl eine eigene Dignität erhalten. Deutlich wird auch, dass Bilder in einem vielgestaltigen Verhältnis zur Schrift stehen. Das wird in der jüdischen Moderne um 1900 besonders virulent. Fast gleichzeitig mit der Entwicklung des Begriffs jüdische Literatur wurde auch der Begriff jüdische Kunst stark gemacht. Tatsächlich stehen in der jüdischen Moderne Bild und Schrift Seite an Seite. Beispiele für produktive Nachbarschaften der beiden künstlerischen Formen sind etwa auf der Seite der Kunst Ephraim Moses Lilien und Hermann Struck, auf der Seite der Literatur Else Lasker-Schüler und Franz Kafka.

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