ArtJunk
No. 30—2024

Apotropäische Psychotope

Kadel Willborn

Jan Paul Evers

Info: Fotografie als Abdruck der Realität wird in Jan Paul Evers Werk subversiv aufgelöst. Seine Bilder sind weder Dokumentation noch Inszenierung einer Wirklichkeit, die sich vor dem Objektiv der Fotokamera abspielt. Ausgangspunkt ist sein digitales Bildarchiv gefundener oder selbst aufgenommener Motive, die zunächst mit Photoshop bearbeitet, ausgedruckt und analog fotografiert werden. Der entscheidende Moment in Jan Paul Evers Werkprozess findet in der Dunkelkammer statt. Dort wird das finale Motiv durch Schablonen mit analogen Bearbeitungsformen wie Abwedeln, Abdecken, Nachbelichten oder Gradationssplittungen herausgearbeitet. Dieser skulpturale Umgang mit Fotografie produziert faktisch ein Unikat, anstatt Reproduktion einer Wirklichkeit zu sein. Jan Paul Evers Werke zeigen in diesem Sinn eine Bild-Genese, in der Dokumentation und Abstraktion, sichtbare Oberfläche und verborgene Codierung, Vergangenheit und Gegenwart ineinander kollabieren.

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