ArtJunk
No. 30—2024

Cloud

Stefan Sehler

Info: Wolken sind Objekte der Anschauung aus der Distanz, nähert man sich ihnen, etwa im Gebirge, lösen sie sich auf, und man steht buchstäblich im Nebel. Wir nehmen Wolken, wie die Sterne, als Bilder wahr, als Objekte der Betrachtung, der wissenschaftlichen Analyse und, daran mag gerade ihre Ferne großen Anteil haben, als Orte der Sehnsucht. Ihre Gestalt ist amorph, nahezu immateriell, ihr Zustand flüchtig, ständiger Veränderung unterworfen. Dies macht die Wolke zum idealen Referenzmodell für Stefan Sehlers aktuelle Bilderserie, deren scheinbare Gegenständlichkeit und mediale Existenz sich bei näherer Betrachtung als ebenso fluide erweist wie das Motiv selbst. Stefan Sehler ist Maler, schon das verwundert, weisen die Bilder mit ihrer glatten, glänzenden Oberfläche, dem weißen Passepartout und Rahmen, auf den ersten Blick doch alle Attribute großformatiger Fotografie auf. Aber was sich aus der Distanz wie ein technisches Abbild ausnimmt, löst sich in der Nahsicht in reine Farbe auf. Die Bilder sind hinter Glas gemalt und verleihen dieser traditionellen Technik eine zeitgenössische Relevanz im aktuellen Malereidiskurs. Es ist gerade dieser scheinbar unauflösbare Widerspruch von malerischer Geste und der makellos glatten Oberfläche, die unsere Rezeption ständig zwischen autonomer Malerei und gegenständlicher Repräsentation hin und her wandern lässt. (…)

Cosar Stefan Sehler ArtJunk