ArtJunk
No. 41—2024

inhale / exhale

Axel Hütte, Felicitas Rohden, Angelika J. Trojnarski

Info: Einatmen und Ausatmen ist nicht nur unser erster und letzter, es ist auch unser ständiger Austausch mit der Welt, eine unbestreitbare Lebensnotwendigkeit. So wie der erste Atemzug den Beginn unserer Existenz als eigenständige Erdenwesen verkündet, so bedeutet der letzte das Ende dieses Zustandes. Das Wechselspiel zwischen unserem Organismus und der Umwelt wird von ungefähr 12.000 Litern Luft gespeist, die wir pro Tag ein- und ausatmen. Abhängig davon, wo wir leben, kann die Luft dabei unsere Gesundheit fördern oder aber zerstören. Wohlbefinden und Lebensqualität hängen also in einem extremen Maße von der Luft, die wir atmen, ab. Mit diesem existenziellen Thema sind auch starke kulturelle und soziale Konnotationen verbunden, welche Fragen nach Macht(ausübung) aufwerfen. Angefangen beim antiken Pygmalion-Mythos, der ein maßgebliches Narrativ für die Bedeutung des Atems darstellt, das im christlichen Schöpfungsmythos andauert und zeigt, was es heißt, Atem zu spenden, bis hin zu der grausamen Erkenntnis, was es bedeutet, jemandem den Atem zu nehmen, die spätestens seit George Floyds Hilferuf I can’t breath überdeutlich in unser Bewusstsein getreten ist, sind zahlreiche nicht mehr löschbare Bilder in unseren Köpfen verankert. Durch die Erfahrungen der Pandemie ist der Atem zu einem alles dominierenden biologischen Vorgang geworden: kaum ein Atemzug kann heute in der Öffentlichkeit noch bedenkenlos getätigt werden, unser Atem wird vielmehr von Skepsis und Ängsten begleitet.

Kunst & Denker Contemporary inhale / exhale ArtJunk