ArtJunk
No. 30—2024

Mutti raucht wieder

Anna Virnich

Info: In ihrer aktuellen Ausstellung thematisiert Anna Virnich die gesteigerte Empfindsamkeit der Post-Corona Ära, die mit Überforderung, Überdruss, innerer Isolation verbunden ist. Seit ihrer Kindheit sammelt Virnich Stoffe, Kleider, Decken, Vorhänge, Bezüge, die sie dekonstruiert, bleicht, einfärbt, bemalt, um daraus Bilder, Objekte, Räume, zu machen. In Mutti raucht wieder sind wohl Virnichs bislang feinste, skulpturalste Arbeiten zu sehen, die sich immer weiter von der Vorstellung wegbewegen, dass das, was sie da macht genähte Malerei sei, eine Antwort auf Nachkriegsabstraktion oder Farbfeldmalerei. In ihnen fällt eine fast hysterische, dekadente Sensibilität mit materialistischem Denken, mit dem Interesse am Material, zusammen. So zeigt etwa Gauge Your Fears (2023) ein Geflecht aus fleckig gechlortem Satin auf einem milchigen Latexquadrat. Die Stickblumen – Callas – sehen aus wie atomverseuchte Pilze, die auf Puddinghaut wachsen. Virnich verbindet in ihrer Praxis den Anflug von Kink und Camp mit der Ästhetik von Post-Minimal und posthumanen Denken. (…)

Drei Anna Virnich ArtJunk