ArtJunk
No. 29—2025

Point of view

Inna Levinson

Info: »Der ernsthafte Künstler ist der einzige Mensch, der der Technik unbestraft begegnen kann, und zwar nur deswegen, weil er als Fachmann die Veränderungen in der Sinneswahrnehmung erkennt,« meinte der kanadische Medientheoretiker Marshall McLuhan, der das elektronische und digitale Zeitalter in den 1960er Jahren hellsichtig voraussah. Den meisten Menschen, so McLuhan, sei der Einfluss neuer Medien auf ihr Leben und ihre Wahrnehmung nicht wirklich bewusst. Und das scheint sechzig Jahre später nicht anders zu sein. Kann die Kunst da abhelfen, vielleicht sogar das traditionelle Medium der Malerei? Inna Levinson (*1984) setzt darauf und widmet sich einer Motivwelt, die der zunehmenden Digitalisierung unserer Alltagswelt entstammt. Ihren Werken liegen gefundene Fotografien oder Bilder aus dem Internet zugrunde, die sie am Bildschirm zu Collagen zusammensetzt oder verschmelzen lässt. Als Malgrund dient ihr meist grobmaschige Jute, auf die sie die mit Beimischungen, vor allem von Wachs, versehene Ölfarbe mit Spachteln aufträgt. Die dickflüssige Farbe bleibt teilweise in pastosen Brocken hängen, an anderen Stellen ist teilweise der raue Bildgrund und durch seine Poren eine hinter der Jute liegende, farbig gestaltete Leinwand sichtbar. Die Struktur der Jute bildet eine Art Raster, in dem sich die einzelnen Farbspuren als Analogien zu Pixeln interpretieren lassen. (…) – Ludwig Seyfarth

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