ArtJunk
No. 29—2025

escape, evolve, escape

Emmélie Lempert

Info: escape, evolve, escape skizziert einen fortlaufenden, beinahe märchenhaften Zyklus körperlicher Metamorphose: Jedes escape löst den Körper aus einer momentanen Norm, jedes evolve testet eine nächste Konfiguration – nur um wiederum entgleiten zu können. Die Ausstellung verfolgt den Körper dabei als offene Versuchsanordnung, in der keine Form endgültig, aber jede Spur bedeutsam ist. Im Spannungsfeld von Vulnerabilität und Schutz, Intimität und Exposition fungieren hautnahe Stoffe als Speicher: Dessous, Shapewear und Baumwolljersey konservieren Schmutz, Druckstellen und Schweiß wie sedimentierte Daten körperlicher Erfahrung. Archiviert werden keine abgeschlossenen Geschichten, sondern Zwischentöne eines ständigen Überarbeitens. Aus jedem Kostüm wächst eine neue Haut, aus jeder Haut ein neues Fabelwesen, das die Grenzen von Mensch, Tier und Geschlecht verschiebt. Während die konservierten Textilreste wie archäologische Fundstücke leuchten, hallt in ihnen das Echo der unsichtbaren Performances nach. Die gezeigten Arbeiten lenken den Blick auf diese Dauerbewegung: Sie verdichten Spuren von Alter, Gewicht, Geschlecht, Intimität zu poetischen Indizes eines Körpers, der jede Form nur vorübergehend beherbergt. Veränderung wird nicht als Verlust begriffen, sondern als generatives Prinzip, das immer neue Deutungen des Selbst hervorbringt – ein permanentes Wechselspiel aus Entkommen, Verwandeln und erneutem Entgleiten.

Nexus Nails Projectroom Emmelie Lempert ArtJunk